Geh den Weibern zart entgegen,
Du gewinnst sie, auf mein Wort.
Und wer rasch ist und verwegen,
Kommt vielleicht noch besser fort.
Doch wem wenig dran gelegen,
Scheinet ob er reizt und rührt,
Der beleidigt, der verführt.
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
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Sie liebten sich beide…
Sie liebten sich beide, doch keiner
Wollt es dem andern gestehn;
Sie sahen sich an so feindlich,
Und wollten vor Liebe vergehn.
Sie trennten sich endlich und sahn sich
Nur noch zuweilen im Traum;
Sie waren längst gestorben,
Und wussten es selber kaum.
Heinrich Heine (1797-1856)
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Es ist auf Erden kein besser List,
Denn wer seiner Zungen ein Meister ist.
Viel wissen und wenig sagen,
Nicht antworten auf alle Fragen.
Rede wenig und mach's wahr,
Was du borgest bezahle bar.
Lass einen jeden sein, was er ist,
So bleibst du auch wohl, wer du bist.
Martin Luther (1483-1546)
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Wie üblich
Suche nicht apart zu scheinen,
Wandle auf betretnen Wegen.
Meinst du, was die andern meinen,
Kommt man freundlich dir entgegen.
Mancher auf dem Seitensteige
Hat sich im Gebüsch verloren,
Und da schlugen ihm die Zweige
Links und rechts um seine Ohren.
Wilhelm Busch (1832-1908)
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Schließe mir die Augen beide
Schließe mir die Augen beide
mit den lieben Händen zu!
Geht doch alles, was ich leide,
unter deiner Hand zur Ruh.
Und wie leise sich der Schmerz
Well' um Welle schlafen leget,
wie der letzte Schlag sich reget,
füllest du mein ganzes Herz.
Theodor Storm (1817-1888)